Die Macht der Bilder
Bilder sind wie Fenster in meiner Seele. Sie tragen Emotionen, Erinnerungen und Geschichten in sich, die oft Worte nicht fassen können. Wenn ich male, betrachte oder ein Bild in mir wirken lasse, betrete ich einen Raum, der tief und verletzlich ist. In diesem Raum eine andere Person zuzulassen – sei es als Begleiter, Therapeut oder Mediator – erfordert sehr viel Vertrauen. Doch was passiert, wenn dieses Vertrauen missbraucht wird? Wenn jemand übergriffig ist und mir die Deutung meiner eigenen Bilder aus der Hand nimmt?
Bilder als Spiegel unserer Innenwelt
Ein Bild zu erschaffen, ist ein intimer Prozess. Ob mit Linien, Farben oder Symbolen – in jedem Bild steckt ein Teil von mir. Manchmal erzählen sie von Freude, manchmal von Schmerz und Leid. Hin und wieder von etwas, das ich selbst noch nicht ganz verstehe, mir unbewusst ist, aber seine erste Gestalt in Form meines Bildes angenommen hat.
Wenn ein Mediator in diesen Prozess tritt, wird er zum Brückenbauer. Er steht zwischen dem Bild und mir, unterstützt mich im günstigsten Fall dabei, die Botschaft des Bildes zu erkennen. Aber wie fein muss diese Brücke sein, wie vorsichtig muss sie agieren, um nicht in meine innere Welt einzubrechen?
Übergriffigkeit in der Arbeit mit Bildern: Wenn Brücken zu Mauern werden
Übergriffigkeit beginnt oft schleichend. Vielleicht sagt ein Mediator: „Diese Farbe zeigt, dass du wütend bist.“ Oder: „Die Form hier symbolisiert Angst.“ Solche Sätze mögen gut gemeint sein, aber sie sind wie Mauern, die zwischen mir und meinem Bild entstehen. Plötzlich gehört es nicht mehr mir – sondern seiner Interpretation.
Doch was weiß eine fremde Person wirklich darüber, was ein Bild für mich bedeutet? Meine Bilder sind nicht zur Deutung durch andere da. Sie sind Ausdruck meiner Seele. Und niemand hat das Recht, über meine innere Welt zu urteilen.
Die Gefahr von selbsternannten Mediatoren
In meiner Arbeit als Heilpraktikerin, Therapeutin und Neurographik® Trainerin habe ich erlebt, wie verletzend solche Übergriffe sein können. Besonders, wenn sie von selbsternannten Mediatoren kommen, die keine ausreichende Ausbildung haben. Diese Menschen mögen gute Absichten haben, doch oft fehlt ihnen das Bewusstsein dafür, wie tief die Arbeit mit Bildern gehen kann.
Übergriffigkeit entsteht, wenn jemand glaubt, die Wahrheit zu kennen – meine Wahrheit. Doch niemand, außer mir selbst, kann wirklich wissen, was ein Bild für mich bedeutet.
Die Rolle des Mediator: Ein Balanceakt zwischen Begleitung und Respekt
Ein guter Mediator ist für mich wie ein stiller Begleiter, die mich auf meinem Weg unterstützt, ohne ihn für mich zu gehen. Er stellt Fragen, öffnet Türen, lädt mich ein, mein Bild aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Bleibt immer respektvoll, aber immer im Hintergrund.
Professionelle Mediatoren wissen:
- Das Bild gehört der Person, die es erschuf. Nur sie kann die Bedeutung wirklich erfassen.
- Es gibt keine richtige Interpretation. Es gibt nur persönliche Wahrheiten.
- Offene Fragen sind der Schlüssel. „Was fühlst du, wenn du diese Farben siehst?“ oder „Welche Geschichten erzählt dir das Bild?“ – solche Fragen fördern Reflexion, ohne einzugreifen.
Wenn Mediatoren zu viel tun
Leider gibt es viele Mediatoren, die sich in ihrer Rolle verlieren. Sie wollen „helfen“ und greifen dabei zu weit ein. Sie meinen es vielleicht gut, aber ihre Worte können Wunden reißen. Besonders in der Arbeit mit Menschen, die Traumata erlebt haben, ist das gefährlich. Bilder können tiefe Erinnerungen wecken – und wer diese ohne Rücksicht interpretiert, riskiert, alte Wunden wieder aufzureißen.
Ein Plädoyer für mehr Sensibilität
Die Arbeit mit Bildern ist heilsam, wenn sie mit Respekt geschieht. Doch sie wird destruktiv, wenn Übergriffigkeit ins Spiel kommt. Mediatoren müssen verstehen, dass ihre Aufgabe nicht darin besteht, Bedeutungen zu liefern, sondern Räume zu öffnen. Sie sind Begleiter, keine Deuter.
Wenn ich mit Bildern arbeite, brauche ich Menschen, die mich sehen, hören und mir erlauben, meine eigene Wahrheit zu finden. Es ist meine innere Welt – und niemand darf sich das Recht nehmen, sie zu besitzen.
Fazit: Der Schutz meiner inneren Welten
Bilder sind kostbar. Sie sind Türen in mein Innerstes, und der Schlüssel zu ihnen gehört nur mir. Mediatoren, die mit Bildern arbeiten, tragen eine große Verantwortung. Sie müssen achtsam und sensibel sein, damit ihre Arbeit stärkt, statt zu schaden.
Lasst uns dafür eintreten, dass die Arbeit mit Bildern ein sicherer Ort bleibt – ein Ort, an dem wir wachsen können, ohne uns bedroht zu fühlen.
Bilder sind unsere Geschichten,
und niemand hat das Recht,
diese für uns zu schreiben.